Ein Bericht von C. Cassim.
Krankheitswellen, Teamtage, besondere Aktionen und chronischer Fachkräftemangel: Es kann viele Gründe haben, weshalb in Kinderbetreuungseinrichtungen zeitweise nicht genügend Personal zur Verfügung steht – gelegentlich sogar in einem Maße, zu dem die Betreuung nicht mehr gewährleistet werden kann. Kooperationsunternehmen von KidsMobil stellen in diesen Fällen Eltern, die auf die Kinderbetreuung angewiesen sind, die “klassische” KidsMobil-Notbetreuung im eigenen Haushalt zur Verfügung.
Anstatt alle Familien jedoch einzeln mit Kinderbetreuung zu versorgen, kann es einfacher und kostengünstiger sein, das Personal direkt in der Betreuungseinrichtung zu ersetzen, so dass der Betrieb aufrechterhalten werden kann. Kinder-Notbetreuung in Einrichtungen ist daher, neben der gewohnten Notbetreuung in Familien, ein Einsatzgebiet für Betreuer*innen von KidsMobil. Betriebsnahe Kitas der Charité und auch die Einrichtungen der Bildungspartner machen davon immer wieder Gebrauch. Die professionellen Kinderbetreuer*innen von KidsMobil unterstützen dann für einige Tage oder Wochen das Team einer Kita oder eines schulischen Ganztagsbetriebes.
Montagnachmittag an der Brüder-Grimm-Grundschule im Wedding. Auf dem Schulhof herrscht lebhafter Betrieb an den Spielgerüsten, die Kinder sind aufgeregt, nach den langen Ferienwochen endlich wieder ihre Freunde zu treffen. Die Gruppenräume im Erdgeschoss sind gut belegt. SOCIUS – Die Bildungspartner hat den Ganztagsbetrieb an dieser Schule nach fast 10 Jahren eingestellt, ein anderer Träger übernimmt den Standort. Für die letzten Tage ist das SOCIUS-Team recht ausgedünnt, viele Kolleg*innen sind schon an neuen Schulen im Einsatz. Die Übergangstage funktionieren nur mit Unterstützung von KidsMobil.
Vier KidsMobil-Betreuer*innen sind daher fest im Dienstplan der letzten Woche eingeteilt. Orlando gibt Anleitung im Springseilspringen und behält gleichzeitig das Treiben am Spielgerüst im Auge. Seit sechs Jahren arbeitet er bei KidsMobil in der Notbetreuung, normalerweise in Familien. „In einer SOCIUS-Kita habe ich auch schon ausgeholfen. Dies ist mein erster Einsatz an einer Grundschule“, erzählt er. „Es ist zwar viel Gewusel und der Geräuschpegel ist wirklich anstrengend. Aber die Kinder sind erstaunlich lieb und nehmen einen nett auf. „Bist Du neu? Arbeitest Du hier? Kommst Du morgen wieder?“ Provokationen oder Disziplinschwierigkeiten hat er nicht erlebt. „Es hat mich tatsächlich überrascht, dass die Kinder mich gleich als Autorität akzeptieren. Und die Arbeit im Team ist eine schöne Abwechslung zu der 1:1-Betreuung in den Familien.“
Maren studiert Medizin und ist über den Charité-Aufruf zur Unterstützung des Pflegepersonals durch Kinderbetreuung in der Corona-Zeit zu KidsMobil gekommen. Seit zwei Jahren begleitet sie Familien in der Notbetreuung, an der Grimm-Schule war sie schon in der Sporthalle eingeteilt und hier im Spielzimmer. Eine Freundinnengruppe ist ins Rollenspiel in einer selbstgebauten Höhlenlandschaft vertieft. „Ich habe ein sehr gutes Verhältnis zu Kindern und will unbedingt Kinderärztin werden. Kinder lassen sich auf neue Menschen ein und sind schnell bereit, eine Beziehung aufzubauen. Mit Kindern ist man gleich befreundet“, lacht sie. Hier in der Schule macht es ihr Spaß zu beobachten, wie die Kinder in der Gruppe interagieren. „Sie haben mir viel erzählt – von den Ferien, vom Urlaub. Lustige Dinge, aber auch traurige Sachen. Der Hund des einen Mädchens ist gestorben, bei einem anderen Kind haben sich die Eltern getrennt. Da gab es auch Tränen. Die anderen Kinder haben dann getröstet.“
Marion war schon viele Jahrzehnte als ausgebildete Erzieherin im Dienst, bevor sie vor acht Jahren bei KidsMobil anfing. An der Brüder-Grimm-Schule hat sie schon vor ein paar Wochen die Ferienbetreuung mitbegleitet. Der Einsatz an der Grundschule ist für sie „wie ein Flashback in vergangene Zeiten“: „Der Stellenschlüssel an den Einrichtungen ist einfach anhaltend schlecht. Eine individuelle Betreuung mit Rücksicht auf die Bedürfnisse des einzelnen Kindes ist da fast nicht mehr möglich. Dafür bin ich nicht Pädagogin geworden“, erzählt sie. „Bei KidsMobil kann ich mich auf einzelne Kinder einlassen, das passt besser für mich.“ Der Einsatz im Ganztagsbetrieb hier ist aber auch für sie eine interessante Abwechslung. „Die Zusammenarbeit im Team ist etwas, das ich sehr genieße; das fehlt mir oft in der Einzelarbeit!“ Sie freut sich auf die nächsten Tage an der Schule. „Die Kinder hier sind sehr freundlich, friedfertig und höflich, daran erkennt man die gute Arbeit des Teams.“
Franziska treffe ich auf dem Schulhof, kurz bevor der „gebundene Ganztagsbetrieb“ an der Brüder-Grimm-Grundschule für heute zu Ende geht. Nur noch wenige Kinder toben auf den Spielgeräten und genießen den Freiraum. Andere warten schon ungeduldig auf ihre Eltern.
Franziska studiert Lehramt an der Humboldt-Universität. Ihre Mutter ist Grundschullehrerin und an ihrer Schule konnte Franziska konnte schon häufiger Erfahrungen sammeln – als Springerin und an Projekttagen. Welche Altersstufe sie später selber unterrichten möchte, ist noch nicht entschieden: „Jedes Alter hat seine Vorteile“, sagt sie. Mit der Fächerkombination Spanisch und Englisch stehen viele Möglichkeiten offen.
„Die Arbeit mit Kindern ist immer voller Abwechslung und als Lehrkraft hat man extrem viele Gestaltungsmöglichkeiten.“ Mit den Kindern an der Brüder-Grimm-Schule hat sie heute gemalt, Beyblade gespielt, im Hof Haselnüsse für die Eichhörnchen geknackt und viel über die Ferien geplaudert. Das Ganztags-Team hier findet sie wirklich toll. „Man hat uns hier sehr gut aufgenommen und verantwortlich in die Aufgaben eingebunden. Man merkt sofort, dass sich alle gut verstehen.“ Durch KidsMobil konnte sie auch schon in einer Bildungspartner-Kita und in der diesjährigen Ferienbetreuung im Vivantes Klinikum Neukölln arbeiten. Neben den unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten schätzt sie die faire Bezahlung und den netten Umgang mit dem Koordinationsteam: „Die sind alle super!“
Auch von Carlo Monte von der Ganztagsleitung am Standort gibt es nur gute Worte für die KidsMobiler*innen. „Gut, dass wir in einer solchen Situation auf KidsMobil zurückgreifen können – die Unterstützung war durchweg total unkompliziert und verlässlich. Die Leute waren immer pünktlich, fachlich kompetent, einfach richtig gut. Auch von Kolleg*innen gab es durchweg gutes Feedback“.
So können alle auch die letzten Tage an der Brüder-Grimm-Grundschule in guter Stimmung verleben. Für Donnerstag wird nun noch ein kleines Abschiedsfest vorbereitet: Das Schuljahr beginnt also für die Kinder mit einem schönen Fest und Spannung auf das neue Erzieher*innen-Team.
KidsMobil freut sich, dabei zu sein!
Wir sind froh, uns bei dieser Gelegenheit für die Unterstützung durch SOCIUS während der Corona-Notbetreuung revanchieren zu können.
Und natürlich wünschen wir den Kindern der Brüder-Grimm-Grundschule alles Gute und den SOCIUS-Kolleg*innen einen tollen Start an den neuen Einsatzorten!