Prof. Dr. med. vet. Anja Erika Hauser leitet die Arbeitsgruppe Immundynamik am Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin und ist Professorin an der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Rheumatologie und Klinische Immunologie der Charité – Universitätsmedizin Berlin. Das Interview führte Christina Cassim.
Frau Professor Hauser, Sie haben 2 Kinder, 6 und 10 Jahre alt, und sind seit 10 Jahren Kundin bei KidsMobil. Ihr erstes Kind war also gerade erst ein halbes Jahr alt, als Sie begannen, die Betreuung zu nutzen. Wie kam es dazu?
Ich war damals zu einer Drittmittelinitiative eingeladen worden und hatte schon im Laufe der Schwangerschaft den Antrag dafür geschrieben, denn solche Drittmittel sind häufig der einzige Weg, an Budgets zur Frauen- oder Familienförderung zu kommen. Und damit an eine Kinderbetreuung wie KidsMobil.
Uns hat es extrem geholfen zu wissen, dass da jemand kommt, den die Kinder kennen, dem wir vertrauen können. Besonders dann, wenn etwas Besonderes anlag – wenn zum Beispiel eine Dienstreise anstand oder einer von uns 2 – 3 Tage unterwegs war auf einer Konferenz, dann haben wir KidsMobil in Anspruch genommen.
Ich selber habe meine Laufbahn nicht so genau vorausgeplant, aber immer, wenn sich eine Chance geboten hat, habe ich sie ergriffen. Als mein Sohn ein halbes Jahr alt war, nur 1,5 Jahre nachdem ich angefangen hatte, mein Labor aufzubauen, hatte ich die Chance, mich um eine Professur zu bewerben. Das hätte ich sicher nicht gemacht, hätte ich Sorgen gehabt, wie mein Kind betreut ist. KidsMobil hat mir die nötige Flexibilität und Sicherheit dazu gegeben.
Als ich angefangen habe mit meinem Labor hatte ich kaum männliche Bewerber. Das hat sich inzwischen geändert, wahrscheinlich weil wir beweisen konnten, dass wir einiges leisten.
Ich erlebe das auch mit den Frauen, mit denen ich zusammenarbeite, da besteht das Bedürfnis, Netzwerke zu bilden und sich in Gemeinschaft eine Position aufzubauen. Solche Verbündeten sind sehr wichtig.
Weder in meinem familiären Umfeld noch während Schulzeit oder Studium habe ich große Geschlechterungleichheit erlebt – im Fach Tiermedizin studieren 90 % Frauen, der Anteil der Promotionen von Frauen überwiegt allgemein in den Naturwissenschaften. Aber je weiter ich komme, umso mehr bemerke ich ein Ungleichgewicht. Man muss sich nur mal anschauen, wie viele Männer Professuren innehaben. Und selbst wenn Frauen nachrücken: Wie sind die Möglichkeiten verteilt, zu entscheiden und zu gestalten?
Karriere und Familie geht natürlich alle an. Es geht, wenn man es möchte. Aber es liegt natürlich auch an uns, die Möglichkeiten zu nutzen und die Informationen zu verbreiten.
Übrigens: mein Sohn hat durch die Betreuung während des Home-Schoolings das beste Zeugnis nach Hause gebracht, das er je hatte!