Die KidsMobil Ferienbetreuung

Ein Bericht von A. Hockauf

 

Die Temperaturen sinken und der Winter hält Einzug in Berlin. Zum Jahresende blicken wir auf eine  bewegte Zeit zurück: zum Beispiel auf den Sommer und auf die KidsMobil Ferienbetreuung am Charité Campus Virchow-Klinikum im Wedding.

 

Es ist ein warmer, sonniger Vormittag und ich stehe mit Désirée von KidsMobil in einem großen, hellen Raum, dem Eltern-Kind-Zimmer des Charité Campus Virchow-Klinikum im Wedding. Zuerst fällt mir auf, wie viele bunte Materialien und Kunstwerke im Zimmer und auf den Tischen verteilt sind – eine kreative Atmosphäre.

Désirée, die seit 5 Jahren als Betreuerin für KidsMobil arbeitet, hat dieses Jahr die Leitung für die Charité-Ferienbetreuung bei KidsMobil inne. Sie erzählt mir, wie stolz die Kinder sind, wenn sie etwas selbst anfertigen. Anfangs sagen manche „Das kann ich nicht, das habe ich noch nie gemacht.“ – aber hier darf ausprobiert werden, jeder macht mit und die Kinder haben immer viel Spaß dabei und staunen selbst, was sie alles können. Hier ist viel Platz zum Experimentieren, unterschiedlichste Materialien stehen zur Verfügung und natürlich: Zeit. Es entstehen wunderbare kleine Kunstwerke, wie der Perlenfisch, Tondrachen und bunte Fensterbilder. Auch das Actionpainting macht den Kindern großen Spaß berichtet mir Désirée.

 

Ich frage nach der Koordination: ist es schwierig, Bedarf und Angebot zusammenzubringen? KidsMobil findet immer eine gute Lösung für alle angemeldeten Aufträge, erzählt sie mir. Christiane Radtke und ihr Team in der Zentrale koordinieren die Bedarfe und Einsätze. Insgesamt wird sehr flexibel gearbeitet, manche Anmeldungen kommen sehr kurzfristig und es werden immer verschiedene Kinder an unterschiedlichen Standorten zu unterschiedlichen Zeiten betreut. Das Charité Ferienprogramm hier am Standort Wedding findet Désirée besonders schön:

 

„Dieser Standort im Wedding ist sehr ansprechend: Die Eltern haben kurze Wege zu uns und ihren Kindern und es ist alles da, was Kinder brauchen: ein großes Spielzimmer im Erdgeschoss mit dem Vorplatz, einen Spielplatz direkt auf dem Campus, den Volkspark Rehberge und den Plötzensee. Wir gehen manchmal die Eichhörnchen beobachten, es ist ein besonders schöner Ort.“

Heute sind 14 Kinder in der Gruppe, ich treffe sie mit den anderen Betreuer*innen auf dem Spielplatz, der sich ganz in der Nähe auf dem Campus befindet. Ich komme auf einen Platz mit schattenspendenden Bäumen, es gibt Fahrzeuge zum Klettern, eine lustige Rutsche – und bunt bemalte Kinder. Ivan, ein Betreuer bei KidsMobil, hat den Kindern die Gesichter bemalt, ganz professionell mit echter Schminkfarbe – er zaubert Katzen, Delphine und Feen-Gesichter. Ivan ist ausgebildeter Kunstpädagoge und Student der Filmeffekte in Babelsberg. Der künstlerische Hintergrund kommt seiner Arbeit mit den Kindern und dem Ferienangebot der Charité zugute.

Auf der Picknickdecke unter den Bäumen sitzen Esmée und Lea, zwei weitere Betreuerinnen.
Wir unterhalten uns darüber, wie unterschiedlich die Kinder sind und doch tauen alle schnell auf, wenn sie neu in die Gruppe kommen und fühlen sich wohl. Natürlich kommt es immer darauf an, wie die Gruppe zusammengesetzt ist. Wenn größere Kinder dabei sind, ist man auch mal in das Medizinhistorische Museum der Charité gegangen – ein Highlight und sehr interessant für die älteren Kinder. Natürlich hat Corona manche Angebote verändert, aber die Betreuer*innen finden immer wieder schöne Möglichkeiten, Spaß zu haben. Zum Beispiel die Wasserspiele, die Erfrischung und Spaß in die heißen Tage bringen.

 

Esmée und Lea haben einen Hintergrund in den pädagogischen Berufen und man spürt, wie gelassen und klar sie sind. Wie Désirée arbeiten auch sie außerhalb der Ferienbetreuung in der KidsMobil-Notbetreuung und sind regelmäßig in Bereitschaft. Ich erfahre, wie das Kennenlernen der Familien verläuft, wenn eine neue Betreuer*in in die Familie kommt.

Désirée erzählt mir, wie man ein Gefühl dafür entwickelt, das Vertrauen herstellt, sodass sich das Kind und die Eltern wohlfühlen damit, dass eine neue Person zeitweise Teil des Haushaltes wird. Seit es Corona gibt, geschieht das Kennenlernen manchmal auch per Video. Auch das hat funktioniert und meist merkt man schon bei dem ersten Termin, wie sich alle entspannen und die Kinder sich auf die Betreuer*innen freuen, die viel Zeit nur für sie mitbringen. Viele Kinder genießen diese zusätzliche „Qualitytime“ mit den Betreuer*innen.

So wie Paul, der in unserem Bericht vom 20. Januar 2022 neben seiner Mutter zu Wort kommt und von der langjährigen Betreuung durch die Betreuer*innen von KidsMobil erzählt. Désirée war eine von ihnen und erinnert sich – ja, das war etwas ganz Besonderes, ein Kind so lange begleiten zu können. Hier findet ihr den Link zu dem Beitrag „Wir haben nur Gutes erlebt und erfahren.“

Mich interessiert, wie man als Beteuer*in den Spagat schafft zwischen der großen Zugewandtheit zu den Kindern, die ich auch jetzt wahrnehme, und der Organisation und den Notfällen, die einem im Kopf herumschwirren. Désirée antwortet mir, dass sie versucht, jeweils die Tages-Organisation vorab für sich zu durchdenken und zu klären, um dann den Kopf ganz freizuhaben und mit den Kindern im Hier und Jetzt zu sein, das funktioniert für sie ganz gut.

Ich frage sie, wie sie es schafft, sich immer wieder auf neue Kinder einzustellen und sie zu verabschieden. „Es ist auf schon eine Herausforderung, immer wieder ein Kind ganz neu kennenzulernen. Die Situation ist speziell und auch die Abschiede gehören einfach dazu. Ich bin jemand, der Begegnungen sehr mag, ich lebe im Augenblick und genieße die Zeit mit den Kindern.“

Begegnungen gibt es auch untereinander. Meist arbeiten die Betreuer*innen einzeln in den Familien – das Kind abholen, spielen, vorlesen, Abendessen machen, zu Bett bringen… Hier in der Ferienbetreuung kommt man als Kolleg*innen zusammen und kann sich untereinander austauschen – und natürlich gibt es den regelmäßigen Austausch mit dem Koordinations-Team von KidsMobil.

Davon berichtet auch Niklas, der bereits seit 2015 bei KidsMobil arbeitet:
“An der Ferienbetreuung gefällt mir der Team-Aspekt, zusammen mit weiteren Kolleg*innen eine größere Gruppe von Kindern zu betreuen. In der Regel ist man ja alleine für ein bis drei Kinder zuständig, während der Ferienbetreuung können es aber auch gerne mal bis zu 16 Kinder sein – da braucht man natürlich gegenseitige Unterstützung. Und ich würde sagen in all den Jahren hat das auch immer gut geklappt. Es sind aber nicht nur die Betreuer*innen, sondern auch die Kinder und nicht zuletzt wir alle als eine Gruppe: Dynamiken entstehen, die sich von der Situation in einer Familie zu Hause doch sehr unterscheiden. Unter Umständen lernen sich Kinder so gut kennen, dass sie  ihre Eltern nach der Zeit bitten, gegenseitig die Telefonnummer auszutauschen, damit sie weiter in Kontakt bleiben können. Das, würde ich sagen, ist mit der schönste Moment.”

 

Es ist Mittagszeit, der Bollerwagen wird gepackt und wir gehen zurück zum Eltern-Kind-Zimmer. Dorthin hat Katja Lehmann, die Koodinatorin Kinderbetreuung des Familienbüros der Charité, bereits das Essen gebracht. Es ist aus einer der Kantinen auf dem Campus und schmeckt immer sehr lecker, wie alle bezeugen. Heute gibt es Gnocchi in Kräuter-Sahnesauce und mit frischen Tomaten.

Katja Lehmann organisierte dieses Jahr wieder das Sommerferienprogramm der Charité. Sie nimmt die Anträge der Interessent*innen am Sommercamp entgegen – Mitarbeiter*innen der Charité aus den unterschiedlichsten Bereichen von den Pflegekräften und Ärzten/Ärztinnen bis zur Verwaltung. Dann wird geplant und koordiniert, bis alles passt.

Während es in der Notbetreuung vor allem um die Abdeckung der Schichtdienste geht und die Kinder zu Hause betreut oder Termine mit ihnen wahrgenommen werden, geht es in der Ferienbetreuung um einen zusammenhängenden Zeitraum. Die Mitarbeiter*innen der Charité haben hier eine Betreuung direkt vor Ort, ohne zusätzliche Wege, das wird sehr geschätzt.

 

Wie die Koordination und die Zusammenarbeit mit KidsMobil gelingen, frage ich sie, und sie erzählt mir, wie glücklich sie mit den Betreuer*innen von KidsMobil ist und wie froh, dass sie sich immer auf sie verlassen kann. Sie ist beeindruckt von der Kreativität und den immer neuen Ideen der Betreuer*innen. Ich frage, was die Kinder in dieser Woche noch erwartet und Katja erzählt mir von den Programmen, die mit Unterstützung des Freundeskreises der Charité e.V. organisiert und finanziert werden. Sie sind vielfältig, haben ein medizinisches Thema und werden durch KidsMobil in den Tag integriert und mit kreativen und künstlerischen Angeboten bereichert.

 

Morgen kommen die Teddy-Docs, so erfahre ich. Die Kinder bringen ihre Kuscheltiere mit, erzählen eine Geschichte, was ihrem Kuscheltier zugestoßen ist und diese werden untersucht und verarztet. Das kommt immer sehr gut an bei den Kindern. Ein riesiger Bär ist Teil einer Vorführung. Man kann seinen Bauch öffnen und alle Organe anschauen und herausnehmen. Auch er wird untersucht – hat er Bauchweh?

Ein weiteres dieser Programme heißt „Jeder kann ein Held sein“. Erfahrene Pädagog*innen spielen mit den Kindern durch, wie man sich in einem Notfall richtig verhält und wie die Notruf-Nummern lauten. Und dann ist da natürlich der Rettungswagen mit seinen Leuchten und Sirenen. Der Wagen wird erklärt, die Kinder dürfen sich hineinsetzen und es kann alles angefasst werden – ein Highlight für die Kinder.

 

Ich frage Désirée, warum sie sich für diese Tätigkeit entschieden hat und was die Highlights im Alltag sind. „Ich komme aus dem kreativen Bereich und habe schon immer gerne mit Kindern gearbeitet. Mich faszinieren ihre Offenheit und Neugierde und wie sie sich freuen können. Das ist einfach ansteckend. Es ist auch eine sehr sinnvolle Arbeit, wie ich finde. Mein Highlight am Tag ist immer dann, wenn die Kinder sich freuen und das auch zeigen, das gilt natürlich auch für die Eltern.“

Zum Schluss möchte ich von Désirée noch wissen, wie sie die Entwicklung sieht:
„Worauf blickst du besonders gerne zurück, worauf freust du dich in diesem Jahr und was würdest du gerne verändern?“

 

„Erstaunlicherweise blicke ich sehr gerne auf die Corona Notbetreuung zurück. Wir waren lange an dem gleichen Standort – in meinem Fall 5 Monate hier im Campus Wedding – auch die Kinder waren fast immer dieselben. Es haben sich Freundschaften entwickelt und wir konnten die Kinder ein bisschen auffangen, da ja andere soziale Kontakte zum Teil völlig wegbrachen. Es war auch unter uns Betreuer*innen eine intensive Zeit der gegenseitigen Hilfe – KidsMobil hat auch Hilfe von anderen Mitarbeiter*innen aus dem Bildungspartner-Verbund erhalten.

Ich wünsche mir, eine gute Kommunikation mit den Eltern. Kinder zu betreuen, deren Eltern im Raum nebenan im Home-Office arbeiten – das ist eine besondere, neue Herausforderung, darauf müssen sich alle Beteiligten erst noch einstellen. Ich wünsche mir auch, dass familienunterstützende Modelle wie das Angebot von KidsMobil keine Seltenheit mehr sind und der Zugang allen Eltern ermöglicht wird. Und worauf ich mich in diesem Jahr freue, ist mein Urlaub und danach bin ich wie immer gespannt auf weitere nette Familien.“

 

 

Für ein paar Stunden bin ich eingetaucht in den Sommercamp-Alltag des Charité Familienbüros und KidsMobil und habe mich sehr wohlgefühlt. Ich verabschiede mich vom KidsMobil-Team, von Katja Lehmann und den Kindern.

Ein großes Dankeschön an Katja, Esmée, Lea, Ivan, Niklas und besonders an Désirée, die mich durch diesen Tag geführt hat!

 

 

 

 

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